Manchmal bekomme ich auf Vorträgen und auch in Workshops den Satz „Die GFK funktioniert doch nicht…“ zu hören. „Ich hab’s schon ausprobiert, das hat nicht geklappt!“

Das möchte ich genauer verstehen. Was heißt denn funktionieren in der Kommunikation? Angenommen wir verstehen Kommunikation mit dem Sender/ Empfänger Prinzip, dann könnten folgende Szenarien vorliegen: Der Sender wird nicht gehört. -> Mein Idee dazu: Lauter sprechen. 🙂

Der Sender wird nicht verstanden, weil er eine andere Sprache spricht. -> Ich vergleiche die GFK oft mit dem Lernen einer neuen Sprache, das Vorgehen ist ganz ähnlich, manchmal auch ähnlich mühsam. Einen sehr großen Vorteil hat die GFK aber: Der Empfänger muss kein GFK-Sprech können, um den Sender zu verstehen. Doch manchmal, wenn die Gewaltfreie Kommunikation, die neue Sprache also, noch nicht so geübt ist, kann es vorkommen, dass der Empfänger nur Bahnhof versteht. Wenn ich -als Beispiel- einen Wochenend Kurs in Spanisch an der VHS absolviert habe, breche ich am Sonntag Abend auch nicht sofort allein für drei Wochen Trekking in die Anden auf. Meine Idee dazu: GFK mehr üben, oder spanisch 🙂

Oder aber der Empfänger ist verunsichert, da der Sender die gleiche Sprache spricht, aber mit anderen Wörtern als bisher. -> Es gibt beispielsweise einen Konflikt und der Sender geht nicht in den Angriff oder in die Verteidigung wie bisher. Statt dessen spricht er von seinen unerfüllten Bedürfnissen und erfragt die des Empfängers. Damit hat der Empfänger nun überhaupt nicht gerechnet, das ist neu! Das könnte ihn verunsichern, weil das für ihn ungewohnt klingt. Auf dem Gebiet (der Empathie) kennt er sich vielleicht nicht so gut aus. Aus dieser Unsicherheit heraus sagt er vielleicht: „Hör auf mit dem psychologischen Quatsch. Rede vernünftig!“ Meine Idee dazu: Dran bleiben an der Empathie.

Funktionieren kann aber auch so verstanden werden, dass der Empfänger nicht funktioniert. Durch meine Rückfragen habe ich verstanden, dass oft gemeint ist. „Jetzt habe ich extra einen GFK Kurs besucht, mir so viel Mühe gegeben und der (Empfänger) macht immer noch nicht das, was ich von ihm möchte!“ Ich ergänze dann: „Sagt der Wolf im Giraffenfell.*“ Meine Empfehlung: Bevor Sie sich die Mühe machen einen Konflikt mit den 4 Schritten der GFK anzusprechen, überlegen Sie sich bitte, was Ihre Absicht ist. Wenn Sie möchten, dass der Empfänger das tut was Sie von ihm verlangen / fordern, dann empfehle ich die Wolfsprache weiterhin anzuwenden. Die Sprache, die straft, droht, fordert, belohnt, erpresst, verlockt, Verantwortung leugnet, verurteilt, beschämt, etc… Dann macht der Empfänger vielleicht das was Sie möchten, aber die Beziehung wird sicher darunter leiden.
Wenn Sie aber die Beziehungssebene pflegen, klären oder verbessern wollen, dann empfehle ich die Gewaltfreie Kommunikation GFK. Und dann kann es durchaus sein, dass der Empfänger tatsächlich das macht, um was Sie ihn gebeten hatten. Aber nicht aus einer Art der Unterwerfung, sondern weil er zu Ihrer Bedürfniserfüllung beitragen möchte.

Funktionieren kann aber auch so verstanden werden, dass der Empfänger nicht funktioniert…Teil 2. Auch wenn wir die 4 Schritte so perfekt wie möglich äußern, kann es sein, dass der Empfänger NEIN! sagt. Und das ist gut und wichtig, denn jede ernstgemeinte Bitte sollte dem Empfänger die Wahl lassen, ob er JA oder NEIN sagen möchte. Sonst ist es keine Bitte, sondern eine Forderung. Mein Verständnistipp: Ein Nein bedeutet: Dein Angebot einer Strategie (z.B. gemeinsamer Spaziergang), erfüllt momentan nicht mein Bedürfnis (z.B. nach Ruhe).

Mein Resümee: Die GFK funktioniert nicht – Giraffe sei Dank!

* Der Wolf und die Giraffe sind die Symboltiere der Gewaltfreien Kommunikation GFK. Die Giraffe spricht eine empathische Sprache, der Wolf nicht.