Haben Sie schon mal etwas von Adultismus gehört? Die Endung „-ismus“ lässt schon mal nichts Gutes erahnen 🙂 Adultismus wird als die wohl erste erlebte Diskrimenierung eines Menschen bezeichnet. Sie ist vergleichbar mit Ageismus – in beiden Fällen werden Menschen aufgrund ihres Alters diskriminiert. Der Begriff Adultismus taucht im englischsprachigem Kulturkreis bereits 1933 auf.

Für Adultismus gibt es eine Definition:
„Wenn Erwachsene auf Grund ihres Alters davon ausgehen, dass sie intelligenter, reifer, kompetenter als Kinder und Jugendliche sind und daher über junge Menschen ohne deren Einverständnis bestimmen, dann ist das Adultismus.“

Von Janusz Korczak gibt es dazu ein passendes Zitat: „Wir kennen das Kind nicht, schlimmer noch: wir kennen es aus Vorurteilen.“

Hier ist noch eine weitere Definition von der website http://www.youthrights.org:
„Junge Menschen werden durch die Gesellschaft systematisch schlecht behandelt und erfahren Respektlosigkeit. Dabei treten die Erwachsenen als Vertreter dieser Unterdrückung auf. Respektlosigkeit ist die Basis der Unterdrückung junger Menschen. Erscheinungsformen dieser Unterdrückung können sein: systematische Abwertungen, Verweigerung von Mitsprache oder respektvoller Aufmerksamkeit, physischer Missbrauch, Mangel von Information, Fehlinformationen, Verweigerung jeglicher Machtbeteiligung, ökonomische Abhängigkeit, Mangel an Rechten und jegliche Kombinationen o.a. Punkte.“

Adultismus lässt sich an folgenden Aussagen und Handlungen erkennen:

  • Was auf den Tisch kommt, wird gegessen!
  • So lange Du Deine Füße unter meinen Tisch streckst…
  • Muss ich denn alles zweimal sagen?
  • Das verstehst Du noch nicht.
  • Wenn Erwachsene reden, haben Kinder Sendepause.
  • Rede keinen Quatsch.
  • Sei doch vernünftig.
  • Keine Widerrede!
  • Jetzt beginnt der Ernst des Lebens.
  • Das kannst Du noch nicht.
  • Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
  • Ab ins Bett, du bist müde.
  • …weil ich es sage.
  • Dafür bist Du noch zu klein.
  • Spielsachen, Essen etc. wegnehmen oder wegsperren
  • Werde erst mal erwachsen…
  • Hausarrest
  • Verbot von Fernseh- und Computernutzung
  • Erwachsene missbrauchen ihre Macht und körperliche Stärke.
  • usw.

Kinder und Jugendliche spüren diese Diskriminierung und reagieren darauf je nach Charakter und resilienten Fähigkeiten unterschiedlich:

  • Minderwertigkeit
  • Frustration, Unsicherheit
  • Hilflosigkeit, Ohnmacht
  • Wut, Verärgerung
  • Resignation, Abhängigkeit
  • abnehmender Selbstwert und Selbstvertrauen
  • abnehmende Selbstwirksamkeit
  • geben den Schmerz und Ärger an Schwächere weiter

Mögliche Auswege können sein:

  • Erkennen und benennen
  • sich den eigenen Vorurteilen und Stereotypen bewusst werden
  • Partizipation
  • Kinderparlament
  • Kinder mit ihren Sorgen und Bedürfnissen ernst nehmen
  • sich die Welt des Kindes erklären lassen
  • Kinder fotografieren ihre Umwelt

Und nun gibt es Checker Fragen mit denen Adultismus hinterfragt werden kann:

  1. Möchte ich, dass mit mir so gesprochen wird?
  2. Würde ich mit einem Erwachsenem auch so reden?
  3. Möchte ich so behandelt werden?
  4. Sollten Kinder und Jugendliche zur Wahl gehen dürfen?

 

Fazit:
Manche vertreten die Meinung, dass die logische Reaktion auf Adultismus eine anti-autoritäre Erziehung sei. Unter diesem Deckmantel einer falsch verstandenen Erziehungsform ist auch schon viel Unfug entstanden. Vielmehr geht es darum das Zusammenleben zu besprechen, zu organisieren und Regeln gemeinsam und nachvollziehbar aufzustellen. Partizipation ist da ein Schlüsselwort. Kinder wollen im gemeinsamen Zusammmenleben einen Beitrag leisten und Verantwortung übernehmen. Wenn wir ihnen das nicht zutrauen und zugestehen, geht die Diskriminierung weiter.
Es lohnt sich von dem Denken weg zu kommen, dass Kinder unfertige Erwachsene sind. Kinder und Jugendliche sind Menschen, die die Welt so wahrnehmen, wie es in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase möglich ist. Genauso geht es uns Erwachsenen doch auch!

§ 1631 Abs. 2 BGB besagt: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Und sicherlich können wir von Kindern auch einiges lernen:

Und warum sollten junge Menschen nicht wählen dürfen?