Gerade bei den Menschen, die uns am nächsten stehen – Partnerinnen, Kindern, Eltern, engen Freundinnen – ist es oft besonders schwer, empathisch zu bleiben. Warum? Weil unsere eigenen Bedürfnisse hier besonders stark berührt sind. Wir haben hohe Erwartungen, sind verletzlicher und schneller enttäuscht. Unsere Beziehungsgeschichte ist oft mit alten Mustern, Vorwürfen oder unerfüllten Bedürfnissen verknüpft. In solchen Momenten reagieren wir nicht auf das Hier und Jetzt, sondern auf alte Erfahrungen. Die GFK lädt uns ein, diese inneren Muster zu erkennen und trotz starker Emotionen empathisch zu bleiben – sowohl mit uns selbst als auch mit unserem Gegenüber. Das bedeutet: innehalten, zuhören, sich verbinden mit den Bedürfnissen hinter dem Gesagten. Genau hier kann wahre Nähe und Heilung entstehen – wenn wir den Mut finden, hinter die Worte zu schauen.

Beispiel:
Anna hat sich den ganzen Tag um Haushalt und Kinder gekümmert. Als ihr Partner Tom abends nach Hause kommt, sagt er:
„Hier sieht’s ja aus wie im Chaos.“

Anna fühlt sich sofort verletzt und wütend. Statt empathisch zu reagieren, entgegnet sie:
„Dann mach’s doch selbst besser, wenn dir was nicht passt!“

Was passiert hier?
Weil Anna und Tom sich nahe stehen, fühlt sie sich besonders schnell angegriffen. Ihr Bedürfnis nach Anerkennung, Entlastung und Respekt ist stark betroffen. Statt die Bedürfnisse hinter Toms Aussage zu hören (z. B. Ruhe, Ordnung), reagiert sie mit Verteidigung.

Mit GFK:
Wenn Anna innehalten und sich selbst empathisch begegnen kann, könnte sie sagen:
„Ich bin gerade total erschöpft und brauche Anerkennung für das, was ich heute geschafft habe. Kannst du mir sagen, was du gerade brauchst?“

So entsteht Verbindung statt Eskalation – auch wenn’s schwerfällt.