Erläuterung:
Wie oft stecken wir fest im Grübeln: „Warum ist das passiert?“„Wer hat was falsch gemacht?“„Das hätte so nie passieren dürfen.“ Das ist menschlich. Unser Verstand liebt es, zu analysieren, Ursachen zu finden, Schuldige auszumachen. Doch dabei verlieren wir leicht den Blick nach vorn. Die Energie bleibt gebunden im Problem – und nicht in der Lösung.

Marshall Rosenberg lädt uns ein, den Fokus zu verändern: Weg von der Problemorientierung – hin zur Handlungsorientierung. Statt zu sagen: „Ich will nie wieder so reagieren!“, könnten wir fragen: „Wie möchte ich in Zukunft reagieren?“ Statt: „Das war falsch!“ eher: „Was ist mir wichtig – und wie könnte ich das künftig umsetzen?“

In der Mediation ist das ein kraftvoller Shift. Wenn wir die Konfliktparteien einladen, ihre Aufmerksamkeit auf ihre Wünsche und Absichten zu lenken, statt auf ihre gegenseitigen Vorwürfe, entsteht Bewegung. Potenzial. Zukunft. Der Fokus auf das „Tun-Wollen“ aktiviert Bedürfnisse – und macht kreative Lösungen überhaupt erst möglich.


Beispiel:
Zwei KollegInnen streiten seit Wochen über einen missglückten Projektablauf. Der Mediator fragt:
„Wenn wir mal für einen Moment beiseitelassen, was alles schiefgelaufen ist – was wünschen Sie sich konkret für die nächste Zusammenarbeit?“
Nach kurzer Pause entsteht etwas Neues. Wünsche werden formuliert. Und damit erste Schritte aus dem Kreislauf von Rechtfertigung und Schuldzuweisung.