Welcher Mediationsstil passt zu mir?
Die Wahl einer Mediatorin oder eines Mediators ist wichtig – keine Frage. Aber mindestens genauso entscheidend ist: Welchem Stil folgt diese Person?
Denn Mediation ist nicht gleich Mediation. Und ehrlich gesagt: Die meisten Menschen, die an einer Mediation teilnehmen, wissen gar nicht, dass es überhaupt unterschiedliche Mediationsstile gibt. Auch so mancher Mediatorin ist sich dessen nicht immer bewusst.
Und genau das kann einen großen Unterschied machen – für die Art, wie das Gespräch geführt wird, für die Haltung, die mitschwingt, und vor allem für die Frage: Wer findet hier eigentlich die Lösung?
Warum ich diesen Beitrag schreibe
Ich erinnere mich gut: Es war im September 2015. Ein erfüllender Seminartag lag hinter mir, und ich stieß auf einen Text von Dr. Dr. Gattus Hösl. Ein Satz darin blieb hängen:
„Das berufliche Selbstverständnis eines Mediators erkennt man am Stil, dem er folgt.“
Und dieser Satz trifft ins Schwarze.
Denn es gibt Mediationsstile, bei denen die Mediatorin sich stark einbringt – mit Bewertungen, Einschätzungen, vielleicht sogar mit Lösungsvorschlägen. Das mag im ersten Moment hilfreich wirken – viele Medianten wünschen sich genau das: „Sagen Sie uns bitte, was wir jetzt tun sollen.“
Doch genau hier liegt die Herausforderung: Menschen kommen in die Mediation, weil sie feststecken. Sie haben vieles versucht, manchmal über Monate oder Jahre – oft vergeblich. Die Hoffnung, dass jemand von außen jetzt „die Lösung bringt“, ist verständlich – aber trügerisch.
Denn: Wahre Lösungen kommen von innen.
Die Haltung des SocialMediator
Als SocialMediator folge ich dem transformativen Mediationsstil. Das heißt:
Ich gehe davon aus, dass die Lösung bereits in den Konfliktparteien steckt. Vielleicht ist sie gerade vergraben, verschüttet oder überlagert – aber sie ist da. Meine Aufgabe ist es, beim Freilegen zu helfen. Ich sortiere mit, begleite den Kommunikationsprozess, achte auf Sicherheit und Balance. Aber ich liefere keine Lösungen. Denn:
Die besten Lösungen entstehen, wenn sie aus den Menschen selbst kommen.
Und ganz ehrlich: Wie könnte ich nach zwei Stunden Gespräch wissen, was für zwei Menschen richtig ist, die sich vielleicht seit Jahren in einem Konflikt bewegen?
Ein Überblick über gängige Mediationsstile
Transformativ (z. B. SocialMediator)
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Fokus auf die Beziehung und Kommunikation
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Gefühle, Bedürfnisse und Persönlichkeit stehen im Mittelpunkt
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Ziel ist echte Verbindung, nicht nur eine schnelle Einigung
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Lösungen entstehen aus der Selbstklärung der Parteien heraus
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hohe Anforderung an Präsenz und Empathiefähigkeit der Mediatorin
Evaluativ
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Bewertende Haltung, oft mit juristischem Einschlag
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Lösungspotenzial der Parteien wird wenig genutzt
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Fokus auf rechtliche Aspekte und rationale Gesprächsführung
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Ziel ist eine Einschätzung oder Empfehlung
Direktiv
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MediatorIn tritt als ExpertIn auf
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gibt klare Handlungsempfehlungen oder sogar Anweisungen
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ähnelt einer Schlichtung
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kaum Raum für Persönlichkeitsentwicklung oder Beziehungsklärung
Harvard-Konzept
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sachbezogen, rational
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lösungsorientiert, aber ohne Einbezug der Beziehungsebene
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keine Förderung von Selbstklärung oder Wandlung der Parteien
Fazit
Wenn du eine Mediation in Erwägung ziehst – frag nicht nur: „Wer ist gut?“, sondern auch:
„Welcher Stil passt zu mir, zu meinem Anliegen, zu meiner Haltung?“
Wenn du dir eine Mediation wünschst, die Verbindung stärkt, Eigenverantwortung fördert und nachhaltige Lösungen entstehen lässt, dann kann der transformative Stil genau das Richtige sein.
Denn:
Wirkliche Veränderung entsteht nicht durch Anweisungen, sondern durch Begegnung.