Das Zitat beschreibt ein zentrales Dilemma in konfliktbeladenen Gesprächen – und zeigt, warum GFK Gewaltfreie Kommunikation so stark auf Bitten statt Forderungen setzt.
Eine Forderung wird oft als Machtmittel erlebt: „Tu das – sonst…“. Selbst wenn sie sachlich formuliert ist, löst sie im Gegenüber ein inneres „Muss“ aus. Und wo „Muss“ entsteht, geht die Freiheit verloren. Die natürliche Reaktion auf diesen Druck ist meist eine von zwei: Unterwerfung – aus Angst, Schuld oder dem Wunsch nach Harmonie. Oder Rebellion – aus einem Bedürfnis nach Autonomie, Würde oder Selbstachtung.
Beides zerstört echte Verbindung. In der GFK fragen wir daher: Wie kann ich mein Anliegen so äußern, dass mein Gegenüber frei entscheiden kann – ohne dass ich dabei mein Bedürfnis aufgebe? Eine Bitte enthält die Haltung: „Ich bitte um etwas – und du darfst frei entscheiden.“ Das ist der Nährboden für freiwillige Kooperation und ehrliche Verbindung. In der Mediation ist genau das der Unterschied, der Transformation ermöglicht.
BSP: Situation:
Ein Paar ist in einer Mediation. Sie, Lisa, sagt zu ihm, Tom:
„Du musst endlich pünktlich nach Hause kommen, ich hab’s satt, immer alleine mit allem dazustehen!“
Was hört Tom?
Tom hört keine Bitte – sondern eine Forderung. Er fühlt sich kontrolliert, nicht gesehen.
Seine möglichen Reaktionen:
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Unterwerfung: „Na gut, ich komm eben rechtzeitig…“ – innerlich aber mit Groll.
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Rebellion: „Ich lass mich doch nicht rumkommandieren! Ich arbeite hart, und das ist der Dank?!“
Beide Wege führen nicht zu Verbindung, sondern zu Frust oder Eskalation.
Alternative in GFK:
Als Mediator*in könntest du den Satz umwandeln – in die vier Schritte der GFK:
„Lisa, lass mich mal versuchen zu übersetzen, was ich bei dir höre.
Wenn du siehst, dass Tom öfter später kommt, fühlst du dich überfordert und vielleicht auch allein gelassen, weil dir Unterstützung und Verlässlichkeit wichtig sind – richtig?
Möchtest du ihn bitten: ‚Wärst du bereit, an zwei Abenden in der Woche pünktlich zu sein, damit wir gemeinsam starten können?‘“
Wirkung:
Tom spürt: Hier geht’s nicht um Schuld, sondern um ein Bedürfnis. Und er kann wählen.
So entsteht echte Begegnung statt Machtkampf – und genau das meint das Zitat.