Das Zitat beschreibt einen zentralen Wirkmechanismus der Gewaltfreien Kommunikation und transformativen Mediation: Empathie als Selbstfürsorge.

Wenn wir anderen empathisch zuhören – also ihre Gefühle und Bedürfnisse wirklich hören, ohne zu bewerten oder Ratschläge zu geben – entsteht Verbindung. Dieses Miteinander senkt nachweislich Stress, weil unser Nervensystem sich sicherer fühlt: Wir erleben Zugehörigkeit statt Trennung. Gleichzeitig nehmen wir eine Haltung ein, die nicht auf Kontrolle oder Lösung drängt, sondern einfach präsent ist. Genau das aktiviert unser parasympathisches Nervensystem („Ruhemodus“), während der Stresslevel sinkt.

Empathie ist also kein „sich-selbst-vergessen“, sondern ein innerer Zustand von Klarheit, Präsenz und Mitmenschlichkeit – und oft eine wirksame Strategie zur eigenen Regulation. Wichtig: Empathie ist freiwillig. Sie gelingt nur, wenn unsere eigenen Bedürfnisse wenigstens teilweise erfüllt sind – z. B. nach Ruhe, Klarheit oder Sinn.

 Situation:

Zwei Kolleg*innen, Anna und Tobias, haben immer wieder Spannungen. Anna fühlt sich übergangen, Tobias fühlt sich kritisiert. Beide sind emotional geladen, der Konflikt schwelt seit Wochen.

Intervention:

Du spürst, dass die Gesprächsdynamik angespannt ist. Du unterbrichst sanft und sagst:

„Bevor wir weitermachen, möchte ich einen kurzen Gedanken mit euch teilen. Es gibt einen Satz, den ich oft im Kopf habe, wenn es schwer wird: ‚Wir bauen Stress ab, indem wir mit anderen Menschen empathisch sind.‘ Vielleicht hilft es gerade, nicht sofort zu antworten oder sich zu erklären – sondern einfach nur zu hören: Wie geht’s dem anderen gerade? Was ist ihm oder ihr wirklich wichtig?“

Du schaust beide ruhig an und fügst hinzu:

„Tobias, wärst du bereit, einfach mal zu hören, was Anna gerade bewegt – ohne zu antworten? Und ich helfe dir dabei, es zu verstehen.“

Wirkung:

Du führst beide auf die Beziehungsebene zurück. Der Fokus liegt nicht mehr auf Schuld oder Recht, sondern auf Empathie und Verbindung. Die Anspannung kann sich lösen – nicht, weil das Problem gelöst ist, sondern weil sich etwas im Miteinander verändert.