Erläuterung:
Kennst du das: Jemand sagt oder tut etwas, und sofort läuft in deinem Kopf ein ganzer innerer Kommentarfilm ab? „Typisch! Der ist total dominant.“ Oder: „Wie kann man nur so unsensibel sein?“ Diese Art, Menschen zu analysieren, ist in der GFK kein Ausdruck von Objektivität – sondern ein Hinweis auf uns selbst. Genauer gesagt: auf unsere unerfüllten Bedürfnisse.

Wenn ich zum Beispiel denke: „Die ist völlig rücksichtslos!“, könnte dahinter mein eigenes Bedürfnis nach Respekt, Verlässlichkeit oder gegenseitiger Rücksichtnahme stehen – das gerade nicht erfüllt ist. Mein Urteil ist dann kein neutrales Statement über die andere Person, sondern ein Hinweis auf mein eigenes Innenleben, eine Bewertung das anderen.

Das Spannende: Wenn ich mich traue, diese Projektion zurückzuholen und zu fragen: Was ist mir hier gerade so wichtig?, dann komme ich in Kontakt mit mir – und schaffe Verbindung, statt Trennung.


Beispiel aus der Mediation:

Ein Teamleiter sagt im Gespräch: „Die Kollegin ist einfach unprofessionell – sie verzettelt sich ständig!“
Die Mediatorin fragt empathisch: „Darf ich nachfragen – ist Ihnen vielleicht Struktur und Verlässlichkeit besonders wichtig?“
Er atmet hörbar aus. „Ja, genau. Ich brauch das einfach, sonst fühl ich mich verloren.“

Plötzlich geht’s nicht mehr um „die unprofessionelle Kollegin“, sondern um ein zutiefst menschliches Bedürfnis nach Orientierung. Und das verändert alles.