Die Rose über der Tür war insbesondere im Mittelalter ein weit verbreitetes Symbol, das Stillschweigen und Verschwiegenheit markierte. Der Ausdruck „sub rosa“ – lateinisch für „unter der Rose“ – stammt aus der römischen Antike und wurde über die Jahrhunderte zur etablierten Redewendung für: „Was hier gesagt wird, bleibt hier.“
🏛 Ursprung in der Antike
In der römischen Mythologie schenkte Cupid (Amor) dem Gott Harpocrates, der für Schweigen stand, eine Rose – als Zeichen dafür, über bestimmte Dinge zu schweigen. In römischen Speisesälen (Triclinium) wurden Rosen an der Decke angebracht, um Gäste daran zu erinnern, dass das während des Mahls Gesagte vertraulich behandelt werden sollte.
🏰 Im Mittelalter
Diese Praxis wurde im christlichen Europa übernommen und weiterentwickelt. Besonders in Rittersälen, Klöstern und Geheimgesprächen von Fürsten wurde die Rose über Türen, an Decken oder auf Möbeln dargestellt. Sie hatte dort die Funktion, das Gesprochene innerhalb dieser Mauern zu schützen – vergleichbar mit einem heutigen „Chatham House Rule“-Prinzip.
Oft war es auch eine versteckte Mahnung an Ehrlichkeit, Integrität und Vertrauen: Wer den Raum betrat, verpflichtete sich implizit zur Verschwiegenheit über das, was dort gesprochen wurde – sei es über Strategien, politische Pläne oder persönliche Angelegenheiten.
📜 Spätere Verwendung
Auch in der Kirche, etwa in Beichtstühlen, war die Rose zu finden – meist geschnitzt oder bemalt –, um die Vertraulichkeit des Beichtgesprächs zu betonen. In einigen Renaissance- und Barockschlössern war sie ein fester Bestandteil in Ratszimmern oder Geheimbündnertreffen.
🌹 Symbolisch steht die Rose also für:
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Diskretion und Schweigen
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Vertrauen und Verbindlichkeit
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Respekt vor der Intimität des gesprochenen Wortes
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Schutz geistiger und emotionaler Räume
Die Schweigerose in der Mediation – Symbol für Vertrauensschutz und Verbindlichkeit
Die Rose über der Tür, die traditionell als „Schweigerose“ bekannt ist, steht für Verschwiegenheit, Vertrauen und Schutz des gesprochenen Wortes. In der Mediation trägt sie sinnbildlich dieselbe Funktion: Sie erinnert daran, dass das, was in diesem Raum gesagt wird, nicht nach außen getragen wird – weder gegen jemanden verwendet noch ohne Zustimmung geteilt.
In der Sprache der Mediation bedeutet das:
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Alles Gesagte bleibt im Raum.
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Worte dürfen wachsen, ohne sofort bewertet oder zitiert zu werden.
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Vertraulichkeit ist keine Formalie, sondern ein Schutzraum für Beziehungsklärung.
Die Rose schafft so ein Klima, in dem Menschen sich öffnen können – ohne Angst vor Konsequenzen. Sie schützt nicht nur Inhalte, sondern auch den emotionalen Mut, mit dem etwas ausgesprochen wird. Genau deshalb ist sie ein starkes Symbol für die Haltung der Mediation, in der nichts „gegen“ jemanden verwendet wird, sondern alles „für“ den Prozess zur Verfügung steht.