Mediation ist in der Regel nicht für Mobbingfälle geeignet, und es gibt mehrere Gründe, warum dies der Fall ist:

  1. Machtungleichgewicht: In Mobbingfällen gibt es oft ein erhebliches Machtungleichgewicht zwischen dem Mobber und dem Opfer. Der Mobber hat oft eine höhere Position oder mehr Einfluss in der Organisation oder Gruppe und kann das Opfer emotional, psychisch oder sogar physisch unter Druck setzen. In einer Mediation kann das Machtungleichgewicht zu einer unfairen Situation führen, in der das Opfer möglicherweise eingeschüchtert ist und nicht offen sprechen kann.
  2. Fehlen von Freiwilligkeit: Eine erfolgreiche Mediation setzt voraus, dass alle Parteien freiwillig an dem Prozess teilnehmen und bereit sind, konstruktiv an einer Lösung zu arbeiten. Im Falle von Mobbing besteht jedoch oft keine Freiwilligkeit seitens des Mobbers, sein Verhalten zu ändern oder mit dem Opfer zusammenzuarbeiten. Mobber können widerstrebend oder gar nicht an Mediationsgesprächen teilnehmen, was den Prozess erschwert.
  3. Schutz der Opfer: Das Opfer von Mobbing hat oft das Recht auf Schutz und Unterstützung, um sein Wohlbefinden und seine Sicherheit zu gewährleisten. Eine Mediation kann in einigen Fällen das Opfer erneut gefährden oder dazu zwingen, mit dem Mobber in Kontakt zu treten, was emotional belastend sein kann.
  4. Gefahr der Reviktimisierung: In Mobbingfällen kann eine Mediation dazu führen, dass das Opfer erneut traumatisiert wird oder sich für das, was ihm widerfahren ist, rechtfertigen muss. Dies kann die psychische Belastung für das Opfer erhöhen und ihm das Gefühl geben, erneut angegriffen zu werden.
  5. Rechtliche und ethische Bedenken: In einigen Jurisdiktionen gibt es rechtliche und ethische Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Mediation in Mobbingfällen. Einige Arten von Mobbingverhalten können strafrechtlich relevant sein und erfordern eine angemessene rechtliche Verfolgung, anstatt in einer informellen Mediation gelöst zu werden.

Stattdessen ist es in Mobbingfällen oft effektiver, auf bewährte Praktiken zur Prävention und Bewältigung von Mobbing zurückzugreifen, die einen klaren organisatorischen Rahmen bieten, in dem das Verhalten nicht toleriert wird. Dies kann Schulungen, Richtlinien zur Verhinderung von Mobbing und Verfahren zur Meldung und Untersuchung von Vorwürfen von Mobbing umfassen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Mobbing ein ernstes Problem ist, das angemessen und verantwortungsbewusst angegangen werden muss. In Fällen von Mobbing sollten Betroffene professionelle Unterstützung und Schutz erhalten, und die Täter sollten zur Rechenschaft gezogen werden, oft in Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen und Unternehmensrichtlinien.