Immer wieder lese und höre ich, dass man Warum-Fragen in Mediation und Beratung nicht stellen sollte. Ich bin auch dieser Ansicht, vertrete diesen Standpunkt auch auf meinen Ausbildungen zum Social Mediator. Und oft werde ich dann mit Augen angesehen, die, wenn sie sprechen könnten, warum fragen würden.

Ich finde diese Behauptung gehört differenziert und ich werde sie daher im Folgenden genauer betrachten.

Um diese Frage zu beantworten und ihr auf den Grund zu gehen, nützt es das Bild von den zwei Gesprächsebenen in der Mediation zu verwenden – der Sachebene und der Beziehungsebene. Oftmals wird die Lösung für Konflikte auf der Sachebene gesucht, da ist sie aber nur ganz schwer zu finden, so lange die Beziehungsebene der Konfliktparteien nicht geklärt, verbessert worden ist.

Also ist es unsere Aufgabe als Social MediatorInnen auf der Beziehungsebene zu arbeiten und Fragen zu stellen, die dort passen. Einerseits trägt das zur eigenen Klärung der Parteien bei, zum anderen fassen die Konfliktparteien Vertrauen in den Social Mediator. Vertrauen, dass sie verstanden werden, dass sie nicht verurteilt werden, dass sie mit ihren Bedürfnissen respektiert werden. Auf der Beziehungsebene passen so gut wie alle bekannten Fragetechniken wie z.B.:

  • offene Fragen
  • geschlossene Fragen
  • Skalierungsfragen
  • zirkuläre Fragen
  • hypothetische Fragen
  • Wunderfragen
  • Veränderungsfragen
  • paradoxe Fragen
  • metaphorische Fragen
  • systemische Fragen
  • W-Fragen…

…außer der WARUM-WIESO-WESHALB-Frage. Alle diese oben genannten Fragen helfen uns auf der Beziehungsebene zu bleiben.

Die Warum-Frage aber bringt uns auf die Sachebene. Auch hat sie oft noch einen anklagenden Charakter. „Warum haben Sie sich so verhalten? Warum haben Sie es nicht anders gemacht? Warum haben Sie das getan?“ Auf die Warum-Frage gibt es oft keine Antwort, die dem Vorankommen in der Mediation oder Beratung nützt. Sie bringt den Befragten in eine defensive Position, sie hat etwas anklagendes, etwas investigatives und schwächt ihn. All das wollen wir als Social Mediator nicht. Wir wollen Empowerment betreiben, die Konfliktparteien stärken und sie bei ihrer Lösungssuche begleiten und bestärken.

Nun möchte ich noch bemerken, dass die Warum-Frage generell auch ihren Sinn hat. Immer dann, wenn ich Informationen auf der Sachebene benötige sind sie durchaus angezeigt. Als Social Mediator sollten wir uns stets fragen: „Nützt die Frage, die ich gerade stellen möchte der Mediation?“